Ramon Llull wurde an diesem Ort geboren.
Als erwachsen die eitle Welt ich erfuhr,
tat ich Böses und gab den Sünden mich hin,
ich vergaß Gott zu ehren, suchte fleischliche Lust, Jesuchrist aber hatte Erbarmen mit mir,
er erschien mir fünf Mal geopfert am Kreuz,
damit ich mich bekehrte und in Liebe zu ihm
hell entbrannt alles tät, dass sein Wort in der Welt
überall Glauben fänd, und die Wahrheit man hört
von der Trinität und der Inkarnation,
und ich wurde beseelt von so großem Entschluss,
dass ich nur noch begehrte, er würde geehrt,
und fortan war mein Leben geweiht seinem Dienst.
Desconhort (1295)
Übersetzt von Claudia Kalasz.
(1232 - 1316). In den Jahren unmittelbar nach der Eroberung Mallorcas durch Jaume I. In Palma geboren, war Ramon Llull eng mit dem Königshaus verbunden und erhielt eine standesgemäße intellektuelle Erziehung. Er heiratete, hatte zwei Kinder und führte zunächst ein ausschweifendes Leben am Hof. Im Alter von 30 Jahren, so berichtet er in seiner eigenen Chronik, erschien ihm Christus fünf Mal hintereinander, was sein Leben radikal veränderte. Er verließ seine Familie und die Annehmlichkeiten des Wohlstands und stellte sein Leben ab nun voll und ganz in den Dienst Gottes. Ramon Llull verschrieb sich vor allem der Bekehrung von Ungläubigen und der Reform des Christentums. Zunächst erlegte er sich selbst eine Phase des autodidaktischen Lernens auf, wozu er sich zunächst ins Kloster La Real in Palma begab, um sich anschließend in eine Einsiedelei auf dem Berg Puig de Randa in Algaida zurückzuziehen. Hier erarbeite er seine Methode, die er Arte nannte. Später gründete er die Schule Miramar, um Missionare in seiner Methode der Bekehrung von Ungläubigen zu unterrichten. Er unternahm lange Reisen durch Spanien, Frankreich, Italien und Nordafrika, um die Machthaber der Kirche in seine Initiativen zu involvieren. Er hinterließ ein umfangreiches Werk in katalanischer, arabischer und lateinischer Sprache. Man schätzt die Anzahl auf 265 Schriften zu unterschiedlichen Bereichen: philosophische Abhandlungen, wissenschaftliche Artikel, theologische Traktate, Gedichte und Literatur. Llull war der erste Schriftsteller, der die Sprache Katalanisch für literarische Zwecke benutzte.
Desconhort ist ein Werk, das zur besseren mündlichen Überlieferung durch die Minnesänger und Reisenden in Versform verfasst ist. Durch die Reime war es einfacher auswendig zu lernen. So wie der Titel andeutet (Desconhort = Trostlosigkeit, Schwermut, Enttäuschung), behandelt das Werk Llulls Enttäuschung und Verzweiflung darüber, dass sein Projekt nicht auf die gewünschte Akzeptanz traf, was ihn am Ende an sich selbst zweifeln lässt.
Die Plaza Major, der Hauptplatz von Palma ist das Resultat eines neuen urbanen Raums, nachdem in den Jahren zwischen 1823 und 1854 mehrere historische Gebäude eingerissen worden waren: die sogenannte Casa Negra – Sitz der Inquisition -, das Kloster San Felipe Neri sowie mehrere angrenzende Häuser. Bis 1951 wurde auf dem so neu entstandenen freien Platz der Fisch - und Gemüsemarkt abgehalten – einer der wichtigsten Märkte der Stadt. Schon während der arabischen Epoche Mallorcas, lag dieser Teil der Stadt innerhalb der Stadtmauern. Man geht davon aus, dass das Geburtshaus Ramon Llulls am nördlichen Ende des Platzes stand, wo jetzt ein Gedenkstein an ihn erinnert, der 1888 von der Archäologischen Gesellschaft Luliana aufgestellt wurde. Heute säumen Einkaufsläden und Straßencafés die Plaza Major.