Blai Bonet: Cala Mondragó
Santanyí

Schon von Entre el coral l'espiga aus begann Blai Bonet auf poetische Weise die Verbindung eines Kriegskindes mit der Meereslandschaft auszudrücken, wie er es hier im "Meer von Montdragó" tut.

Ich war ein Kind des Krieges, ein Kind der Dornen,

das entlang dem Meer von Montdragó

Stacheldraht im Herzen trug. Aber heute bin ich mit aufmerksamer,

reiner Menschlichkeit zu den bitteren Büschen,

den tiefgrünen Kiefern, den grauen Felsenmit

dem grünem Flor und der Steppenseele zurückgekehrt.

Hinter den rosa Mandelbäumen und den kargen Kiefernhabe

ich die tosende See und das andere friedliche Kind gesehen,

das es nicht gab, als es Totschießen spielte.

Ich habe deinen erwachsenen,

zarten, kleinen Antoni gesehen,

so sauber als würde er sich immer brav das freundliche Gesicht waschen.

Während ich ihn dabei beobachtete, wie er grüne Schösslinge setzte,

meinte ich an meiner robusten Seite

einen neuen Trieb der seltsamen Kindheit zu entdecken,

die im Angesicht des grauen,

aufgewühlten Meeres von Montdragó

nackt, kämpferisch, traurig und groß erschien.

«Cala Mondragó» Comèdia, 1960

Übersetzt von Charlote Frei. Durchgeführt von Cosme Aguiló.

Blai Bonet Rigo

(Santanyí, 1926 – 1997). Dichter und Romanautor. Er stammt aus einer Bauernfamilie und wurde 1926 in Santanyí geboren. Er studierte im Seminar von Palma, aber eine Lungenkrankheit zwang ihn zu einem langen Krankenhausaufenthalt. Sein Buch Entre el coral i l'espiga (1952) stellt einen formalen Bruch mit der Tradition der Alcover und Costa i Llobera verpflichteten mallorquinischen Dichterschule dar. Mit Cant espiritual (1953) erhielt Bonets Werk die erste öffentliche Anerkennung in Form des Literaturpreises Carles Riba. Comèdia (1960) bringt eine Annäherung an den sozialen Realismus und den Abschluss eines Zyklus mit sich. Es folgen die Bände L'evangeli segons un de tants (1967), Els fets (1974), Has vist algun cop, Jordi Bonet, can Amat a l'ombra? (1976), etc. 1958 erschien der Roman El mar, der verfilmt wurde und Kindheits und Jugenderinnerungen, unter anderem den Aufenthalt im Sanatorium von Caubet aufgreift. Judas i la primavera (1963), Míster Evasió (1969) und Si jo fos fuster i tu et diguessis Maria (1972) sind eine Art Tagebücher, in denen die Textkollage uns zur Gänze in das Universum Bonets mit seinem ganzen Glanz eintauchen lässt. Es folgen La motivació i el film (1990) und Pere Pau (1992). Er schrieb auch Auftragswerke über Kunst und veröffentlichte bis zum Ende seines Lebens Artikel in verschiedenen Zeitungen. "Cala Mondragó" stellt die elegische Verbindung eines Kindes des Krieges mit der damals unbewohnten Landschaft des Meers von Mondragó dar, mit dem Fortleben der Generationen von Santanyí.

Mondragó

Die Bucht, das Meer von Mondragó, wie es Blai Bonet beschreibt, ist wie die Schönheit des gesamten Mittelmeers in einer Miniatur zusammengefügt. Hier fehlen weder die Kiefern und Wacholderwälder noch die Dünenkonstellationen oder die flachen Wasserflächen, in denen die Vögel ihre Nahrung suchen. Gleichzeitig erinnert uns der Anblick daran, dass es sich hier um eine Ausnahme handelt, und führt uns die schmerzliche Realität vor Augen, dass Mallorca viele Chancen versäumt hat, Naturreservate wie dieses vor der Bebauung zu schützen.

Das Gedicht von Blai Bonet erzählt von dem Mallorca vor dem Tourismus-Boom: Als die Meeresküste noch das Terrain der Fischer und Schmuggler war. Er erzählt uns von Orten, wo sie im Frühling wilden Spargel brechen und im Herbst Pilze sammeln. Von der Zeit, als noch mit traditionellen Fangnetzen gejagt wird und Meeresfenchel gesammelt und in Essig eingelegt wird.

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