Anselm Turmeda: mittelalterlichen Palma
Palma

"Des Esels Streitrede" ist eine der bekanntesten Schriften von Turmeda,  die Debatte um die Überlegenheit der Tiere über die Menschen im mittelalterlichen Palma, wo die Kapelle von San Cristòfol noch existierte, erzählt.

Es gab damals im Bordell einen stattlichen, armen Galan, der auf den schönen Namen Nadalet – "Weihnachten" - hörte, gut gewachsen und mit ebenmäßigen Gliedmaßen, höflich und artig, und immer so sittsam gekleidet, dass, wer ihn sah, nicht annehmen konnte, einen Gauner zu erblicken, sondern eher irgendeinen anständigen Händler. Besagter Nadalet hatte im Bordell eine Freundin namens Francesca, ein hübsches, nettes Mädchen, das Jüdin war. Es war an einem Weihnachtstag als besagter Nadalet beim Würfelspiel sein Geld verlor und besagte Francesca, seine Freundin, um zwei Goldmünzen für ein neues Spiel bat, die sie ihm auch lieh. Als er diese auch verloren hatte, ging er sie um mehr Geld an, aber da sie ihm nichts mehr leihen wollte, stach er sie in seiner Wut in den Bauch, sodass sie zu Boden sank und so stark blutete, dass Nadalet dachte, sie sei tot. Zusammen mit einem Kumpanen, Antoni Riussech, flüchtete er und versteckte sich unter einem Altar, dem Altar von San Cristofol, einer Minoriten-Kirche. Später schickte er seinen Kumpanen zurück ins Bordell, um zu schauen, ob Francesca tot sei oder nicht. Schnell sollte er ihm alsdann davon Kunde bringen.

La disputa de l’ase, (Des Esels Streitrede), 1418

Übersetzt von Charlotte Frei.

Anselm Turmeda

(Ciutat de Mallorca c. 1355 – Tunis, post. 1423). Mallorquinischer Schriftsteller, auch bekannt als Abdallah at-Tarjuman. Er schrieb sein ganzes Werk in Tunis. Seine biografischen Daten sind aufgrund persönlicher Angaben in seinen Schriften bekannt. Als Sohn einer offenbar wohlhabenden Handwerkerfamilie studierte er Grammatik, Logik, Theologie, Physik und Astrologie und trat dem Franziskaner-Orden bei. Er ging nach Lleida und Bologna, wo er seine Studien fortsetzte und es heißt, er habe auch kurz in Tarragona und Paris gelebt. Schließlich ließ er sich in Tunis nieder, wo er als Muslim den Namen Abu Muhammad Abdallah Ibn Abdallah at-Tarjuman al-Mayurqui annahm und wichtige Verwaltungsämter innehatte.

Das Werk La disputa de l’ase (1418) wurde von der Inquisition ab 1583 auf die schwarze Liste gesetzt, wodurch viele Bücher verloren gingen. Es ist daher kein Exemplar auf Katalanisch erhalten und die bekannte Edition basiert auf einer französischen Übersetzung von 1544. Das war eine der bekanntesten Schriften Turmedas, in welcher ein Esel die Überlegenheit der Tiere über die Menschen verteidigt, und Bruder Anselm Turmeda die der Menschen über die Tiere. Weitere Titel von Turmeda sind Cobles de la divisió del regne de Mallorques und Llibre de bonsamonestaments, beide 1398 geschrieben, sowie Tuhfa aus dem Jahr 1420.

Das Bethaus vom Heiligen Christophorus

Das alte Stadtviertel, das die carrer de la Platería, die carrer Bosseria und die carrer Sagell verband, stellte einen wichtigen Gewerberaum dar, in dem sich enge Gässchen, Häuser, Geschäfte und Werkstätten konzentrierten. Viele davon gibt es heute nicht mehr. Beispielsweise den Häuserblock Heiliger Christophorus, mit dem Bethaus gleichen Namens, das genau an der Ecke der heutigen carrer Bosseria mit carrer Sindicat lag, auf der alten plaça del Pa. Das Bethaus vom Heiligen Christophorus war bekannt als eines der ältesten der Stadt. Mitte des 19 Jahrhunderts wurde die Messe dort verboten und Endes des Jahrhunderts kam es zum Abriss des Gebäudes.

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