Biel Mesquida: Ficus de la Misericòrdia
Palma

Du lebtest direkt neben dem riesigen Ficusbaum des Parks der Misericòrdia, in einer winzigen Wohnung, die du dir nach vierzig Jahren Arbeit als Verkäuferin angeschafft hattest. Zum Esszimmer gehörte ein Wintergarten, der zu einer Gasse mit Stufen  hinausging, die hin und wieder von flachen Absätzen unterbrochen wurden. Die Fenster lagen über dem Garten  mit den drei Palmen von Can Birtallonga. Heute vor einer Woche hattest du die beiden gesehen. Er war groß und immer schwarz gekleidet. Sie trug das Haar  offen und über und über mit Blumen bedruckte Stoffe. Zu Beginn der Abenddämmerung standest du in den Anblick von ein paar weißen Wolken hinter der roten Bougainvillea versunken, als du ihn entdecktest, wie er langsam die Stufen hinunterging. Sie kam eilig herauf. Als sie sich begegneten, fixierte er sie eindringlich, sie senkte den Blick und nahm die Stufen noch schneller. Er drehte sich um und sah, wie sie um die nächste Straßenecke bog, in die Carrer de la Concepció, ohne sich noch einmal umzuwenden.

Acrollam, 2008

Übersetzt von Claudia Kalasz.

Biel Mesquida Amengual

(Castelló, 1947). Schriftsteller, Biologe und Journalist. In jungen Jahren hörte er Lesungen im Haus des Dichters Josep M. Llompart und entwickelte sich unter dem Einfluss der großen Lyriker jener Zeit. Heute wirkt er selbst aktiv als Organisator und Gast zahlreicher kultureller Projekte und Veranstaltungen. Zu seinen schriftstellerischen Hauptwerken gehören die Romane L’adolescent de sal (1975), Excelsior o el temps escrit (1975), Vertígens (1999) und Llefre de tu (2012). Als Lyriker ist er mit den Bänden Notes de temps i viceversa (1981) und Som l’altre (1999) hervorgetreten. Hinzu kommen mehrere Sammlungen kurzer Erzählungen wie etwa Doi (1990), Els detalls del món (2005) oder Trèmolo (2015).

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