Als Gebet tritt Blai Bonet in “Oda del poble rural” auf, einem Naturlied.
Geehrt seien
die Ameise,
die Schwalbe,
der Schwarm
Stare,
die im Oktober
zahllos
den glatten, klaren
Himmel
verdunkeln. Auch die Augen
der Spatzen,
die runden Früchte
der Zedern,
die reifen
Zürgeln,
die mit tintenbefleckten
Finger und
Fingernägel
der Kinder,
die auf dem Platz
unter den Laternen
spielen.
Auch die Hautflecken
der Leberkranken.
Geehrt seien die
kleinen
Sturheiten
der Leute.
Auch die Stiche
der Biene,
die Kopfschmerzen,
der Schlag mit
dem Hammer
auf die Finger,
der nachfolgende
Schmerz.
“Oda del poble rural” Comèdia, 1960
Übersetzt von Charlote Frei.
(Santanyí, 1926 – 1997). Dichter und Romanautor. Er stammt aus einer Bauernfamilie und wurde 1926 in Santanyí geboren. Er studierte im Seminar von Palma, aber eine Lungenkrankheit zwang ihn zu einem langen Krankenhausaufenthalt. Sein Buch Entre el coral i l'espiga (1952) stellt einen formalen Bruch mit der Tradition der Alcover und Costa i Llobera verpflichteten mallorquinischen Dichterschule dar. Mit Cant espiritual (1953) erhielt Bonets Werk die erste öffentliche Anerkennung in Form des Literaturpreises Carles Riba. Comèdia (1960) bringt eine Annäherung an den sozialen Realismus und den Abschluss eines Zyklus mit sich. Es folgen die Bände L'evangeli segons un de tants (1967), Els fets (1974), Has vist algun cop, Jordi Bonet, can Amat a l'ombra? (1976), etc. 1958 erschien der Roman El mar, der verfilmt wurde und Kindheits- und Jugenderinnerungen, unter anderem den Aufenthalt im Sanatorium von Caubet aufgreift. Judas i la primavera (1963), Míster Evasió (1969) und Si jo fos fuster i tu et diguessis Maria (1972) sind eine Art Tagebücher, in denen die Textkollage uns zur Gänze in das Universum Bonets mit seinem ganzen Glanz eintauchen lässt. Es folgen La motivació i el film (1990) und Pere Pau (1992). Er schrieb auch Auftragswerke über Kunst und veröffentlichte bis zum Ende seines Lebens Artikel in verschiedenen Zeitungen.
Mit “Comèdia” nähert sich Blai Bonet dem Sozialen Realismus der Kastilischen Poesie von Blas Otero dieser Zeitan. Es handelt sich um eine Sammlung von 19 Gedichten, in denenersich in ganz eigenem Stil mit seiner Biografie befasst.
Einst erklärten die Reiseführer, dass Santanyí "mit Palma durch eine Eisenbahnstrecke verbunden ist". Das stimmt heute nicht mehr und das Schienennetz Mallorcas umfasst heute weniger Kilometer als vor 100 Jahren. Heute noch zu sehen ist, dass dieser weit von Palma entfernte und dicht am Meer liegende Ort eine gute Schutzmauer brauchte, um sich vor den Piratenüberfällen der Barbaresken-Korsaren zu verteidigen, die versuchten Menschen und Vieh zu stehlen. Die eindrucksvollsten Überreste der ehemaligen Schutzmauer sind an der sogenannten Porta Murada zu sehen.