Karl Otten nahm am Bürgerkrieg teil. Aus seiner Erfahrung im spanischen Bürgerkrieg schrieb er Torquemadas Schatten.
Es ist Samstag der achtzehnte Juli. Ein heißer Tag. Die Hitze steht zwischen den Häusern von Pueblo, die sich flach auf die Erde ducken. Nirgends Schatten, außer unter den alten Feigenbäumen. Das Meer glitzert bewegungslos in blauer Unendlichkeit.
Die Pyramide von Cap Vermey leuchtet schwarz aus grauem Dunst.
Alle Sträucher sind weiß vom Staub. Die Haut der Erde wird runzelig und platzt.
Auf der Finca des Don Juan, genannt der Voerge, rattert der Motor, der Wasser über die brennende Erde pumpt. Alle Windräder über den Brunnen drehen sich kreischend, erstarren hilflos, gelähmt von der glühenden Sonne. Also werden die Maulesel an die Göpel gespannt. Das wenige Wasser, das sie fördern, verdunstet in den Rinnen auf halbem Weg zu den Furchen.
Torquemadas Schatten, 1938
(Oberkrüchten, Deutschland, 1889 – Muralto, Schweiz, 1963). Karl Otten, expressionistischer Schriftsteller und Journalist. Wegen seines antimilitärischen Aktivismus während des Ersten Weltkriegs wurde er mehrere Male verhaftet. 1930 lernte er die Übersetzerin Ellen Kroner kennen, mit der er unter anderem nach Mallorca kam und mit der er stets eng zusammen arbeitete. Sie heiraten im Jahr 1939.
Zu Ottens Schriften gehören Reisebücher, poetische Manifeste, Biografien sowie mehrere Drehbücher. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 ging Otten das erste Mal nach Spanien und beteiligte sich dort am Bürgerkrieg. Über seine Erfahrungen im spanischen Bürgerkrieg schrieb er Torquemadas Schatten (1938). Die im Roman vorkommenden Repräsentanten der Gesellschaft entstehen aus der realen Situation der damaligen Zeit. Auch wenn seine Erzählung keineswegs eine wahrheitsgetreue Schilderung der Geschehnisse sein soll, hinterlässt er mit seinen Reflexionen ein wichtiges historisches Zeugnis.
Karl Otten und Ellen Kroner ließen sich am 27. März 1933 in Cas Bombu nieder, wo sie bis September 1936 blieben. Cala Rajada zog Schriftsteller, Maler, Philosophen und viele andere Leute an, deren Werke vom Mallorca der 1930er Jahre zeugen. Nach der Niederlage der spanischen Republikaner ging Otten nach London, wo er 120 Hörfunkbeiträge für die BBC schrieb.
Cala Rajada war ursprünglich ein Fischerdörfchen, das sich durch die Ankunft von Touristen und Sommergästen allmählich wandelte. In dem Küstenort ließen sich vor allem in den 1930er Jahren Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler und Unternehmer aus anderen Teilen Europas nieder, die hier ihre Geschäfte und Firmen gründeten und einen wichtigen Kern innerhalb des Ortes bildeten. 1964 wurde mit dem Ausbau der Hafen- und Deichanlagen begonnen, was dem Ort weiteren Handel und wirtschaftlichen Aufschwung einbrachte und Cala Rajada in den 50er und 60er Jahren zu einem vorwiegend vom Tourismus geprägten Ort werden ließ. Auch die Geschäfte und Hotels durchlebten ihren Wandel durch die Schaffung neuer Unternehmen, die bei Besuchern und Einheimischen einen hohen Bekanntschaftsgrad erreichten.
