Margalida Pons: Porta de sant Antoni
Palma

                                             

 NEUER WEG

 

Kurze Vogelböen, Wolken von Geschrei,

neue Leute auf der Promenade, feuchter Widerhall.

Alle werdet ihr euch erheben zum Empfang des Neuankömmlings,

Überbringer der Vorzeichen der neuen Stadt.

 

Nach einiger Zeit erkennst du nichts wieder

von jenen Straßen. Von  der Allee und der Mole.

Nicht beachtete Sonnenuntergänge. Luftverpestete Wege,

voller Sehnsucht nach der Geschichte und Erinnerung

anderer Jahre. Das Theater, der Bäcker

Sant Antoni, die Porta del Mar…

 

Jetzt sind da nur ein paar riesige Zyklopen, Menschenflüsse,

sie nehmen dir das Gedächtnis, machen dich Weinen.

Du wärmst dich. Ein gutes Feuer und ein Schluck Wein.

Heute, nach glücklicher Ankunft, weißt du nicht mehr,was du sagen sollst.

Du denkst an vergangene Jahre, vermisst die Feste,

erinnerst dich an die Stadt der traurigen Mauern.

Sis bronzes grisos d'alba [In der Morgendämmerung sechs graue Bronzen], 1986

Übersetzt von Claudia Kalasz.

 

Margalida Pons

(Palma, 1966). Dichterin und Professorin. Margalida Pons hat katalanische Philologie studiert und in katalanischer Literatur promoviert. Sie ist Lehrstuhlinhaberin der Abteilung für Katalanische Philologie und Allgemeine Linguistik an der UIB (Universitat de les Illes Balears). Im Rahmen ihrer literarischen Forschungsarbeit hat sie Studien über die balearische Lyrik nach dem Bürgerkrieg verfasst, darunter  Poesia insular de postguerra: quatre veus dels cinquanta (1998). Dem Schriftsteller Blai Bonet hat sie das Buch  Blai Bonet: maneres del color (1993) gewidmet. Als Lyrikerin hat sie die Gedichtbände Sis bronzes grisos d’alba (1985) und Les aus (1988) veröffentlicht.

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