In seinem epischen Gedicht über Mallorca, auf seinem Weg durch Alaró, bezieht Guillem Colom das Martyrium von Cabrit und Bassa ein.
'Und wer schickt euch mit solchem Auftrag?'
antwortete Cabrit* zornig.
'Anfós von Aragón und Mallorca, euer König und Thronfolger!'
'Wir kennen im Königreich
keinen anderen König als König Jaume!
In Mallorca, mit Verlaub,
ist Anfós ein Fisch, den man überall mit Aioli isst.' 'Blitz und Donner! Das ist bös
von euch so empfangen zu werden!
Wer wagt es, mit solchen Worten den König von Aragón zu beleidigen?'
ruft Anfós zu den anderen auf dem Platz.
'Zwei Getreue: Cabrit und Bassa.'
'Cabrit sagt ihr? Ein gutes Wild!
Als Zicklein will ich euch also rösten, um den Verrat zu strafen!'
El comte Mal [Das Böse zählt], 1958
Übersetzt von Claudia Kalasz.
*Gespielt wird mit dem Doppelsinn der Namen: Cabrit =Zicklein und Anfós (für Alfons von Aragón, den ältesten Sohn von König Jakob [Jaume] I.) = Barsch
(Sóller, 1890 – Palma, 1979). Guillem Colom wurde am 24. Dezember 1890 in Sóller geboren. Er genoss eine humanistische Bildung und widmete sich der Literatur und Übersetzung. Er ist ein Beispiel für die mallorquinischen Intellektuellen, die in Barcelona studierten und dort das Programm des Noucentisme kennenlernten, das sie auf Mallorca umsetzen wollten, um die Insel zu modernisieren und den Rückstand aufzuholen. 1918 erschien sein erstes Buch Iuvenília, das seine Jugendgedichte enthält. Es sind Gedichte, die die Lebensbegeisterung des Dichters widerspiegeln. In der zweiten Schaffensperiode entschied er sich für eine intimistische, emotivere Poesie. Kriegsleid und Tod sind die Themen, die er in seinem Buch Ofrena mística (1949) behandelte. In den 70er Jahren veröffentlichte er seine letzten Bücher, unter denen sich der Memoirenband Entre el caliu i la cendra (1972) befindet. Trotz der Widrigkeiten in den ersten Nachkriegsjahren blieb Guillem Colom der katalanischen Sprache und Kultur treu und organisierte geheime literarische Treffen bei sich zu Hause. Carles Riba, Clementina Arderiu und Josep M. López-Picó nahmen daran teil. Er starb 1979 in Palma.
El comte Mal ist ein langes narratives Gedicht in zwölf Gesängen, das historische, literarische und folkloristische Elemente kombiniert. Es bindet die Sage vom Grafen Arnau ein, will aber das große epische Gedicht Mallorcas schreiben, das die Seele dieses Landes enthält. Neben Sagen, Märchen und Volksfesten finden wir auch historische Begebenheiten wie das Martyrium der Ritter Cabrit und Bassa.
Die Legende um die historischen Figuren Cabrit und Bassa führen uns in die zauberhafte Landschaft rund um die ehemalige Festungsanlage von Alaró (Castell d’Alaró), die die Geschichte des Ortes geprägt hat. Die Existenz der sagenhaften Gestalten Guillem Cabrit und Guillem Bassa ist nicht gesichert. Vor allem aber die Legenden, die sich um die beiden Figuren ranken, werden von vielen angezweifelt. Ist es historische Wirklichkeit oder lediglich ein Mythos? Die auf Mallorca allgemein bekannte Sage von Cabrit und Bassa erzählt davon, wie die beiden Guillems, ihrem König Jakob II. von Mallorca treu ergeben, die Burg von Alaró bis zu ihrem Tod gegen die Truppen des Königs Alfons III. von Aragón verteidigten. Im Jahr 1285 wurde Mallorca vom katalanischen Heer erobert. Die Insel leistete kaum Widerstand, mit Ausnahme der Festungsanlage in der Burg von Alaró, wo Cabrit und Bassa aushielten, bis sie gefangen genommen wurden. Um ein Exempel zu statuieren wurden sie bei lebendigem Leib im Dorf verbrannt.
Das Märtyrertum von Cabrit und Bassa ist auch in der Literatur aufgegriffen worden. Der ortsansässige Schriftsteller Bartomeu Guasp widmete den von der Kirche bis ins 18. Jahrhundert als Heilige verehrten Märtyrern in seinem Text Cançó dels alaroners mehrere Verse.