Miquel Dolç: Santa Maria del Camí
Santa Maria del Camí

         

   ANRUFUNG VON  SANTA MARIA DEL CAMÍ

      Für Josep Capó Juan

 

Tausend Pfade goldnen Staubs

bis zu deinem seligen Zeichen

sind wir vom Morgen an gegangen,

da unser armseliges Leben begann,

Santa Maria del Camí.

 

Über schmeichelnde Nebelfelder,

von Katalonien bis hierher,

hast du freudig den Weg gefunden,

freundliche blaue Seefahrerin,

Santa Maria del Camí,

 

und weißt nicht mehr, was dir lieber ist,

etwa das grüne harmonische Tal

von Coanegra, das dich ernährt,

oder die Ebene, die dich verehrt,

Santa Maria del Camí,             

 

voller Reben, Garben und Laub,

die dir wie ein Garten zu Füßen  liegt.

 

Wunder vollbringst du überall,

auf Felsen und auf ärmlichen Flecken.

L’ombra que s’allarga [Der länger werdende Schatten], 1984

Übersetzt von Claudia Kalasz.

Miquel Dolç i Dolç

(Santa Maria del Camí, 1912 – 1994, Madrid). Dichter, Literaturkritiker, Übersetzer. Er studierte zunächst in Rom und auf Sizilien Ekklesiastik, kehrte dann aber nach Mallorca zurück, um dort sein Studium fortzusetzen. Nach seinem Abschlussexamen in Barcelona promovierte er in Madrid. Als Literaturkritiker hat er sich mit zahlreichen Autoren befasst. Außerdem hat er Vergil, Tacitus, Ovid und andere klassische Autoren ins Katalanische übersetzt. Seine literarische Laufbahn begann mit dem Lyrikband El somni encetat (1943). Ihm folgten Elegies de guerra (1948), Flama (1962), Imago mundi (1973) und Sàtires i epigrames (1994). Die Gedichte der Sammlung  L’ombra que s’allarga (1984) hat er seinem Geburtsort Santa Maria del Camí gewidmet.

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