Thomas Bernhard: Passeig del Born
Palma

Thomas Bernhard nutzte seine häufigen Besuche auf Mallorca, um zu schreiben, wie im Fall von Beton, wo Palma und die Insel anwesend sind.

Eineinhalb Jahre hatte ich keine Reise mehr gemacht, das letzte Mal war ich, weil es mir doch der idealste Ort ist, in Palma. Im November, wenn uns der Nebel auf die grausamste Weise unter- und niederdrückt, bin ich im offenen Hemd durch Palma gelaufen und habe tagtäglich auf der berühmten Borne im Schatten der Platanen meinen Kaffee getrunken; und es war mir gerade in Palma möglich gewesen, die entscheidenden Notizen über Reger zu machen, die ich allerdings später verloren habe, ich kann bis heute nicht sagen, wo eine zwei Monate lange Geistesanstrengung durch eine Selbstunvorsichtigkeit zunichte gemacht, unverzeihlich. Wenn ich nur daran denke, auf der Terrasse des Nixe Palace meine Oliven zu essen und mein Glas Wasser zu trinken, während ich ganz in die Beobachtung dieser Leute, die auf dieser Terrasse ihren Wünschen und Ideen anhängen wie ich, nicht versunken, sondern vernarrt bin! 

© Suhrkamp-Verlag, Berlin

Beton, 1982

 

Thomas Bernhard

Heerlen (Niederlande) 1931 – Gmunden (Österreich), 1989. Der Dramatiker, Schriftsteller und Dichter Thomas Bernhard gehört zu den wichtigsten österreichischen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den Werken verarbeitet er viele kritische Situationen seiner Vergangenheit und der ironisch-sarkastisch Ton ist der Spiegel seiner Beziehung zur Welt. Seine Lebensgeschichte hat Bernhard in fünf autobiografischen Romanen niedergeschrieben, die sein Leben während des 2. Weltkriegs schildern. In diesen Erlebnissen formuliert er seine Gedanken über das Dasein und die Wirklichkeit.

Zu seinem Werk gehört Beton, die Geschichte eines Schriftstellers, der eine wissenschaftliche Arbeit über einen Komponisten schreibt. In dieser auch kritischen Erzählung werden Palma und die Insel Mallorca als reizvolle Orte beschrieben. Der Dokumentarfilm Monologe auf Mallorca aus dem Jahr 1981 folgt Bernhards Spuren auf dieser Insel, die ihm viele Gelegenheiten zum Schreiben bot.

 

Paseo del Born

Eine der lebendigsten Straßen im Stadtzentrum ist die Promenade Paseo del Born. Bei einer der zahlreichen Umgestaltungen, die diese Allee durchlebt hat, wurde im Jahr 1833 der Prinzessinnen-Brunnen (Fuente de la Princesa) eingeweiht, der im Volksmund eher unter dem Namen Schildkröten-Brunnen bekannt ist. Auch die Löwinnen oder Sphinxen stammen aus dieser Zeit. Doch die aktuelle Gestaltung der Promenade ist das Ergebnis des Werks von Pla Alomar im Jahre 1943, der die Straße Jaime III anlegen ließ. Ziel war es, eine breite Verbindung zwischen dem Vorstadtviertel Santa Catalina und dem Stadtzentrum zu schaffen. Im Laufe der Jahre sind wir Zeugen davon geworden, wie die angrenzenden Häuser restauriert worden sind. Aus den Dichtercafés sind nach und nach Geschäfte geworden und heute hat sich der Paseo del Born in eine der luxuriösen Einkaufsmeilen der Stadt verwandelt.

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