Miquel Ferrà: Cases de Galatzó
Calvià - Es Capdellà

"La passejada" ist ein Gedicht, in dem Miquel Ferrà eine Sturm- und Schlaflosigkeitsnacht im Galatzó-Berg beschreibt, in der die Seele des Grafen Mal wandert.

Von Galatzó den steinigen Pass entlang

kam ich an, ich weiß nicht wie.

Über den Bergkamm ging ich auf die andere Seite

im Dunkel eines Schauers.

Meine Stirn war nass vom Gewitter,

es donnerte zwischen den Bergwänden.

An der Quelle wollte ich niedersitzen,

verirrt im hohen Felsenmeer.

Unter den schwarzen Ulmen

hielt ein Geist mich auf:

im strömenden Regen,

von jedem Blitz beleuchtet,

stand der Comte Mal* an der Tränke

und ließ sein Pferd saufen.

“La passejada” A mig camí (Midway), 1926

Übersetzt von Claudia Kalasz.

*Der Böse Graf, so hieß im Volksmund der zweite Graf von Santa María de Formiguera (1672-1694).

Miquel Ferrà

(Palma, 1885 – 1947). Miquel Ferrà studierte Jura und Sprachen in Barcelona, wo er als Bibliothekar arbeitete und das Studentenwohnheim Residència d’Estudiants gründete und leitete. Nach seiner Rückkehr nach Palma 1936 beteiligte er sich aktiv an der Literaturproduktion seiner Zeit. Er leitete mehrere Generationen an, wobei er immer bemüht war, ein literarisches und auch gesellschaftliches Vorbild zu sein, vor allem in widrigen Momenten wie jenen, die er bei seiner Rückkehr nach Mallorca vorfand, als die katalanische Literatur aus der Öffentlichkeit verbannt war und die Sprache Verfolgungen und Verboten ausgesetzt war. Er ist der Verfasser einer reinen, klaren Poesie, nach dem Modell des Noucentisme, der in Barcelona zu Beginn seiner Studienjahre en vogue war. Die Landschaft findet Beachtung, wenn sie humanisiert, von Landwirtschaft und Viehzucht bebaut und geordnet wird. Miquel Ferrà prägte die Idee eines modernen, gebildeten und relativ glücklichen Mallorcas, das der Staatsstreich 1936 zerstörte. Miquel Ferrà ist der "urbane" Dichter seiner Generation auf Mallorca. Beinahe seine gesamte Dichtung – außer einigen verstreuten Werken, die im Band Poesies completes (1962) zu finden sind – ist im Sammelband A mig camí (1926) enthalten, der zwei kurze frühere Gedichtbände umfasst: La rosada (1919) und Cançó d'ahir (1917).

"La passejada" ist ein Gedicht der Unruhe, in dem der Poet eine schlaflose Gewitternacht auf dem Berg Galatzó beschreibt, in der er dem Geist des Grafen Mal begegnet.

 

El Galatzó

Der Berg Puig de Galatzó, pyramidenförmig und etwas abseits vom Rest der Gipfel der Gebirgskette, ist ein legendärer Zauberberg. Ein großer Teil des Berges lag in der Grafschaft Santa Maria de Formiguera. Der zweite Graf der Dynastie, Ramon Safortesa, war mit den Bewohnern seiner Ländereien im Streit und verlangte ihnen Dienste ab, die eher mit den Frondiensten aus der Feudalherrschaft vergleichbar waren. Deswegen hatte er bei den Bewohnern den Spitznamen Comte Mal (der Böse Graf). Als Strafe für seine Untaten musste sein böswilliger Geist auf Ewigkeit in den Wäldern rund um den Galatzó umherirren. Die Dorfbewohner verbinden die Geschichte des Comte Mal mit der katalanischen Sage des Comte Arnau, von dem es heißt, dass er auf Ewigkeit auf einem schwarzen Gaul umherreiten muss.

Der Böse Graf erscheint in der mallorquinischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts auch wenn die Legende schon viel früher in Volksmärchen und Erzählungen auftauchte.

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