Baltasar Porcel: Sant Elm
Andratx

Baltasar Porcel porträtiert in La lluna i el cala Llamp einige Segler, die darum kämpfen, aus der Welt des Elends herauszukommen, die sie umgibt.

Als sie die Köpfe von den Tramuntana-Bergen abwandten und zur Insel Dragonera blickten, sahen sie ein Garnelenschiff, das kurz vor den Klippen der Calafats wie verrückt im Zickzack fuhr und von den Wellen hin-und hergerissen wurde. [...] Plötzlich blieb das Garnelenschiff stehen, machte eine halbe Drehung, eine große Welle, hoch und schwarz, hob es in die Luft und ließ es wieder auf die Calafats fallen. Beim Aufschlag krachte das Holz kurz und laut und übertönte für einen Augenblick sogar den infernalischen Lärm des Gewitters. Als sie schon fast beim Garnelenschiff angekommen waren, sahen die Männer von der Cala Lamp ein umgedrehtes, gekentertes Boot. Es war aus dem Schiff gefallen. Auf dem Deck des Garnelenschiffs liefen zwei oder drei Seeleute herum, mit den Armen winkend, als würden sie schreien. Das wilde und nervöse Meer und der unerbittliche Wellengang wüteten gegen den gestrandeten Rumpf und schüttelten ihn von vorn bis hinten durch.

La lluna i el cala Llamp, 1963

Übersetzt von Charlote Frei. 

Baltasar Porcel

(Andratx, 1937 - Barcelona, 2009). Baltasar Porcel ist der Autor von Romanen und Erzählungen, Reisebüchern, Kolumnen, Interviews und Theaterstücken. 1960 übersiedelt er von Andratx nach Barcelona, wo er sich hauptberuflich der Schriftstellerei widmet. In dieser ersten Epoche sind die Interviews, die er in den Zeitschriften Serra d’Or und Destino veröffentlichte, besonders interessant. Obwohl sein erstes Werk als Schriftsteller ein Theaterstück war, Els condemnats (1959), steht die Erzählliteratur im Zentrum seines literarischen Schaffens. Der Mensch und seine Leidenschaften sind die tiefe Motivation der Romane, die er an verschiedenen Schauplätzen entfaltet, vor allem in Andratx, seinem Geburtsort. In seinem ersten Roman, Solnegre, wird der Mythos dieses symbolischen Gebietes geschaffen: in diesem Werk beschreibt er eine traditionelle Welt, auf der er eine besondere ländliche und maritime Mythologie aufbaut, die ihm dazu dient, die tiefgehende Veränderung der Balearen in den letzten fünfzig Jahren aufzuarbeiten.

Solnegre ist der erste Roman des Autors und wurde mit dem Literaturpreis Premi Ciutat de Palma ausgezeichnet. Es ist ein realistischer, psychologischer Roman, in dem ein Protagonist porträtiert wird, der ein beinahe vegetatives Dasein in einem abgelegenen Dorf führt, bis er sich entschließt, sich der Wirklichkeit zu stellen und sein Leben in die Hand zu nehmen.

Sant Elm

Die Ortschaft Sant Elm hieß früher Sa Palomera. Der Name wurde geändert, als hier ein Krankenhaus und ein Oratorium errichtet wurden, um die Versorgung der Seeleute von Andratx zu verbessern. Die Kapelle ist dem Heiligen Erasmus, auf Spanisch San Telmo, auf Katalanisch Sant Elm geweiht, der als Schutzpatron der Seeleute gilt.  Das Gebäude wurde im 14. Jahrhundert verstärkt und im 16. Jahrhundert erweitert, um als Wach- und Verteidigungsturm zu dienen. Der Turm hat viele Jahrhunderte voller Überfälle auf die mallorquinischen Westküste erlebt. 1886 erwarb Erzherzog Ludwig Salvator den Turm, heute ist er Eigentum der Stiftung Fundació Illes Balears.

Nur einige Meter vor der Küste von Sant Elm liegt die schöne Insel Sa Dragonera. An ihrem höchsten Punkt erhebt sie sich 343 Meter über den Meeresspiegel. Die Tier- und Pflanzenvielfalt sowie die unzähligen endemischen Eidechsen, die sich hier tummeln, machen aus Sa Dragonera ein besonderes Naturerlebnis. 

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