Rondalla: Sineu
Sineu

Wir erinnern uns an die Rondalla von Antoni M. Alcover, die erklärt, warum der Glockenturm von Sineu von der Kirche getrennt ist.

Es heißt, dass die Bewohner von Sant Juan früher keinen Glockenturm besaßen, weshalb sie beschlossen, den von Sineu zu holen, sobald die Leute von Sineu nicht aufpassten. Es war an einem Mittwoch, als alle Bewohner von Sineu auf den Markt gegangen waren und die Tunichtgute den Entschluss fassten, den Glockenturm zu stehlen. Die Leute aus Sant Juan gingen mit Bündeln von Hanf am Gürtel, aus denen sie ein Seil knüpften, das fest genug für ihren Zweck wäre. Sie legten das Seil um den Glockenturm und liefen schnell zurück in Richtung Sant Joan... Und was glaubt ihr wohl? Als das Seil am Ende war, riefen sie: Es ist soweit! Sie stellten sich hintereinander auf und eins und zwei und drei...

“De com el campanar de Sineu està decantat de l’església”

Aplec de Rondaies Mallorquines den Jordi des Racó, Mn. Antoni M. Alcover

Übersetzt von Charlote Frei.

Rondalla

Die Rivalität zwischen verschiedenen Ortschaften ist ein häufiges Motiv der Volkskultur. Viele Legenden, Märchen und Volkslieder beziehen sich auf Begebenheiten, die auf der Feinschaft zwischen zwei Dörfern beruhen. Dabei vermischen sich meist Fiktion und Wirklichkeit. Häufig handeln sie von einem Streit um den Eigentum eines Glockenturms, eines Brunnens, eines Berges, einer Reliquie oder eines Ackers. In diesem Fall erzählt die rondalla (so werden die mallorquinischen Volksmärchen genannt) von zwei Umständen des Dorfes Sineu und seiner näheren Umgebung: erstens von seinem Glockenturm, der getrennt von der Dorfkirche gebaut wurde, und zweitens von einer landschaftlichen Besonderheit auf dem Weg zwischen Sineu und Sant Joan, den "Els Cocons" genannten Erdlöchern. Im Volksmund ist aus diesen zwei Elementen eine Legende erwachsen, die vermutlich aus Sineu entstand und die sich über die Unfähig - und Boshaftigkeit der Bewohner im Nachbardorf Sant Joan ereifert. Derselbe Glockenturm taucht auch in einer weiteren populären Legende wieder auf: Angeblich sei unter dem Turm das "Rad der Welt" verborgen. Und an jedem 31. Dezember müssten der Priester, der Bürgermeister und ein Ministrant gemeinsam dorthin hinabsteigen, um das Rad zu schmieren, auf dass es niemals aufhöre, sich zu drehen.

Die Legende ist Teil einer Volksmärchensammlung, die von Mossèn Antoni Maria Alcover aufgezeichnet wurde, zusammen mit anderen Erzählungen und Erfindungen über Heilige, Tiere, Pflanzen, auffällige Landschaftsformen und historische Persönlichkeiten.

 

Der Kirchplatz

Das emblematischste Gebäude am Platz ist die Pfarrkirche Santa Maria, die im 13. Jahrhundert gegründet und zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert mehrfach erweitert wurde. Die kleine Verbindungsbrücke zwischen Kirchenschiff und Glockenturm, wird nach der Schutzheiligen gegen Gewitter Santa Bárbara genannt, weil einst ein Blitz zwei Glöckner im Turm erschlug. Am Platz steht auch der Gasthof Defla. Die Löwenskulptur stellt den Evangelisten Markus dar, dem Schutzpatron des Ortes.

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