Im Orient wurden einige Szenen des Films Bearn (Jaime Chávarri, 1984) gedreht. Wir fanden in dieser kleinen Stadt diesen Text von Les Fures, ein weiterer Villalonga-Roman, der sich auf Bunyola bezieht, obwohl er an einen Ort wie den heutigen Orient erinnert, als "Dorf der Vergangenheit".
Stellen Sie sich eine Ortschaft von früher vor, noch ohne den marternden Lärm von Radio und Motorrädern, mit gut hundert kleinen, gedunkelten Häusern im Schutz einer alten Kirche, die noch so unverändert und neu dasteht wie zu der Zeit, als sie gebaut wurde. (...) Und was können wir über die Landschaft sagen, in der dieses bukolische Örtchen liegt? Bis zu Rousseau und Bernardin de Saint Pierre war die Landschaft für die Literatur unbedeutend. Die Romantiker haben sie erfunden und auch gleich erschöpft. Eine Landschaft besteht aus Bäumen, Erde, Felsen: lauter unbelebten oder zumindest fast unbelebten Dingen, die heute noch so sind wie zu Zeiten der Römer, einmal wie für immer beschrieben. Die Dramatik einer Geschichte liegt nicht im Reich der Pflanzen oder Steine. Mit dem Menschen müssen wir uns befassen. Wenn ich von der Kirche, dem Gasthaus von Bearn, der barocken Tränke auf dem Platz gesprochen habe, dann deshalb, weil hinter diesen Dingen leibhaftig der Mensch steht, der sie geschaffen hat.
Les fures, 1967
Übersetzt von Claudia Kalasz. Durchgeführt von Gabriel Janer Manila.
(Palma, 1897 - 1980). Llorenç Villalonga gilt als einer der wichtigsten Romanautoren der katalanischen Literatur. Er schrieb Zeitungsartikel, Prosa und Theater, brach mit den Gattungskonventionen und schuf ein solides, einheitliches Werk, mit ständigen Beziehungen zwischen Figuren und Umgebungen und Übereinstimmungen von Fiktion und Wirklichkeit. Mit seinem Werk, das sich in europäischen Vorbildern spiegelt, die es ihm erlauben, den vorherrschenden Kostumbrismus zu überwinden, hält der moderne Roman in der katalanischen Literatur Einzug. In seinem Schreiben ist der Widerhall von Marcel Proust, Valle Inclán und den Klassikern des aufgeklärten Denkens zu finden.
Sein bekanntester Roman ist Bearn o la sala de les nines, der in über 20 Sprachen übersetzt wurde und von dem auch Versionen für Theater, Fernsehen und Kino entstanden. Das Werk spielt im Mallorca des 19. Jahrhunderts und spiegelt den Werteverlust einer vollkommen im Wandel befindlichen Gesellschaft wider: für Villalonga sind "die verlorenen Paradiese die einzig wahren Paradiese".
Bearn ist mehr als nur ein Roman und stellt den Beginn eines Erzählzyklus dar, mit Werken, die einander ergänzen und ein verlorenes Mallorca wiederauferstehen lassen, das immer eng mit den Erinnerungen des Autors verbunden ist. Zu diesen Erinnerungen gehört Les fures, ein an den Kindheitsjahren Villalongas in Bunyola inspiriertes Werk. Im Dorf Bunyola (das im Werk des Autors Fontova heißt) wuchs Villalonga mit seinen Geschwistern auf und es ist ein Ort, der auch als Inspiration für viele Beschreibungen des kleinen Orts Bearn gedient hat.
Der Weiler Orient liegt zwischen Bunyola und Alaró im Tal von Orient, zwischen den Berggipfeln Alfàbia, Sa Rateta, l’Ofre und der Burg von Alaró. Hier entspringt auch der Sturzbach Coanegra. Das Dorf gehört zum Tramuntana-Gebirge und die Landschaft prägen Wälder aus Stein- und Kermeseichen. In Orient spielen auch mehrere Szenen im Werk von Villalonga. Die Verfilmung des Romans Das Puppenkabinett des Senyor Bearn unter der Regie von Jaime Chávarri (1983) wählte Orient als Schauplatz aus. Das Landgut Raixa bei Bunyola bot die Kulisse für die berühmte Szene, in der Ángela Molina (in der Rolle von Xima) die schöne Gartentreppe hinabsteigt.