Auf Mallora ging ich immer zu Fuß. Oben auf dem Berg, der zwischen Puigpunyent und Estellencs liegt, sagte der Junge, der mir den Weg gezeigt hatte: "Da unten liegt Estellencs." Tatsächlich bemerkte ich zwischen den Bäumen auf dem Grund einer Talenge, die sich zum Meer hin öffnete, einen Ort. "Fein", erwiderte ich, "dann führ mich hin." "Ich kenne den Weg nicht gut, ich bin da noch nie gewesen und möchte meinen Heimatort nicht aus den Augen verlieren." Ich stellte ihm ein Geschenk in Aussicht, doch nichts half. Der Junge flüchtete nach Puigpunyent und ich sah nur noch, wie er vor Freude hüpfend den Berg hinab nach Hause lief. Der Weg nach Estellencs verlief im Zickzack, zum Teil über Geröll, wie alle alten Bergpfade auf der Insel. Als ich auf die ersten Häuser am Ortseingang stieß, fragte ich, ob es ein Gasthaus gebe.
Lo que sé de Miramar [Was ich von Miramar weiß], 1911
Übersetzt von Claudia Kalasz.
(Florenz, Italien 1847 – 1915, Brandýs, Böhmen). Ludwig Salvator von Habsburg-Lorraine, auf Mallorca eher bekannt als "der Erzherzog", reiste mit Leidenschaft, betrieb Studien über Land und Leute und interessierte sich für Wissenschaft und Künste. Unter anderem verfasste er die Werke Les Balears descrites per la paraula i la imatge (1869-1891)], Lo que sé de Miramar (1911) und Somnis d’estiu ran de mar (1912. Bezaubert von den Landschaften der Balearen und vor allem der Entdeckung der Insel Mallorca verbrachte er dort ab 1882 längere Zeiträume. Besonders fasziniert war er vom Gebirge, der sogenannten Serra de Tramuntana.