Cançoner Popular: Petra
Petra

Rafel Ginard versammelt in Cançoner Popular de Mallorca zahlreiche Lieder, die auf Städte und Dörfer der Insel verweisen; Etwas ist in der Stadt passiert, die Landschaft, die Rede oder die Ernte, die gemacht wird, sind einige wiederkehrende Themen.

Ich bin nicht aus Manacor,

ich stamme aus der Gemeinde Petra.

Wenn der Teufel dort wieder auftaucht,

wird er mich dort nicht finden.

Aufgezeichnet in Petra

 

In Petra hat man Laternen aufgestellt,

ebenso zwei Nachtwächter,

und die braunen Burschen haben sich darüber

schwarz geärgert und sind ganz bleich geworden.

Aufgezeichnet in Manacor

 

Ich hätte gerne gewusst,

was man in Petra machen kann.

Doch hab ich den Schwindel satt,

und pflück deshalb jetzt Johannisbrot.

Aufgezeichnet in Felanitx

Cançoner popular de Mallorca, Rafel Ginard

Übersetzt von Charlote Frei.

Gloses populars

Ich bedeutender Teil der gloses im Mallorquinischen Volksliederbuch ist einzelnen Dörfern der Insel gewidmet. Meistens beziehen sich diese auf besondere Merkmale, für die ein Dorf bekannt ist: landschaftliche Eigenarten, Agrarprodukte der Region oder einzelne Persönlichkeiten. Manchmal werden auch bestimmte Ereignisse, Morde, Unglücksfälle und Naturkatastrophen beschrieben oder auch unglückliche Beziehungen zwischen zwei aus unterschiedlichen Dörfern stammenden Liebenden. Und selbstverständlich gab es viele Spottgedichte, die sich über die Nachbardörfer und deren Bewohner lustig machten. Solche Rivalitäten spielen in der Volkskultur eine große Rolle und spiegeln sich in Spitznamen und vermeintlich typischen Eigenarten der Bewohner eines bestimmten Ortes wider. Bei den hier reproduzierten gloses finden wir entsprechende Beispiele: der Vers «A Petra el dimoni s'hi va retre» (Nach Petra kehrt der Teufel zurück), die Anspielung auf den Anbau von  Johannisbrotbäumen, die Installation von neuen Straßenlaternen oder die Erwähnung der Kapelle zu Ehren der Jungfrau von Bonany, auf einem Hügel des Dorfes.

Petra

Das Dorf Petra ist vor allem als Geburtsort des Missionars Junípero Serra (1713-1784) bekannt, der mit dem weltlichen Namen Miquel Josep Serra Ferrer auf die Welt kam. Er trat dem Franziskanerorden bei und setzte einige Jahre später mit dem Schiff nach Mexiko über, damals noch spanisches Kolonialgebiet. Von dort aus ging er als Missionar in das Gebiet des heutigen Kaliforniens, wo er mehrere Missionen gründete, die mit der Zeit zu weltberühmten Städten heranwuchsen: San Diego, San Francisco, Santa Bárbara... Am Dorfplatz erinnert ein aus Santanyí-Marmor gefertigtes Denkmal an den Missionar. Es wurde von Guillem Galmés geschaffen und 1913 zum Andenken an den 200. Jahrestag der Geburt von Junípero Serra aufgestellt.

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